Da steht es, das geradezu majestätisch wirkende Gebäude mit seinem imposanten Westbau: der Mindener Dom, dessen Ursprünge auf das Jahr 800 zurückgehen. Hier haben über Jahrhunderte Menschen Schutz und Geborgenheit gesucht, hier auchaber haben auch deutsche Könige und Kaiser auf ihren Reisen durch das Land von ihrer Loge aus den Gottesdienst mitgefeiert. Und hier hat Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern, im Jahr 1168 die erst 12-jährige Mathilde von England (Matilda Plantagenêt) geheiratet. Aus heutiger Sicht wohl eher eine geopolitische Hochzeit.
Dass die Trauung mit Mathilde in Minden stattfand, verdeutlicht immerhin die Bedeutung der Stadt als Bischofsresidenz. Inzwischen wird die Wahl des Trauungsortes aber auch anders interpretiert: Heinrich der Löwe hatte sich eine Menge Feinde gemacht. Nicht auszuschließen, dass die die Gelegenheit genutzt hätten, die Trauung zu stören, wenn sie beispielsweise in seinem Heimatort Braunschweig stattgefunden hätte.
Dennoch wird die „Fürstenhochzeit" immer wieder gerne im Zusammenhang mit dem Mindener Dom erwähnt, obwohl sich das Kirchengebäude gar nicht mit Geschichten aus der Geschichte schmücken müsste. Denn der Besucher, der vom Kleinen Domhof her das Paradies durchschreitet und durch die schweren Bronzetüren mit den wachenden Löwenköpfen tritt, steht plötzlich in einer lichtdurchfluteten, königlichen Halle, die nach dem Willen der Erbauer das himmlische Jerusalem nachempfindet und die als die „reifste Frucht" einer Hallenkirche des 13. Jahrhunderts in Deutschland gilt.
Alle Maße des Raumes sind ausgewogen. Das Licht, das durch die Rosetten der Maßwerkfenster fällt, enthüllt die vielen Details, die teilweise auf das Mittelalter zurückgehen, obwohl der Dom im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zerstört, auf seinen Grundfesten aber immer wieder aufgebaut wurde.
Der Altar im Schnittpunkt der Längs- und Querachse des Domes – der Vierung - steht über einem ehemaligen Brunnen, der vor weit mehr als 1000 Jahren versiegt ist. Über dem Altar hängt das Mindener Kreuz aus dem Jahr 1120, das als das kostbarste Kunstwerk des Domes gilt. Allerdings ist es eine Kopie aus den 1970er-Jahren. Das Original kann im nur 50 Meter entfernten Domschatz Minden betrachtet werden, der 2017 neu errichtet wurde und vom überkonfessionellen Förderverein Dombau-Verein Minden betrieben wird. Das Mindener Kreuz gilt wegen der besonderen Darstellung Christus' weltweit als eines der bedeutendsten christlichen Kunstwerke des Mittelalters.
Hinter dem Altar ist seit 2002 die Replik der sogenannten "Goldenen Tafel" zu sehen, deren Original im Bode-Museum Berlin steht. Fast 450 Jahre bildete dieser Altar den Chorabschluss im Mindener Dom. Verschiedene Fresken und am Ausgang zum Kreuzgang der Apostelfries sind nur einige der vielen Kunstwerke, die den Betrachter in dem Gotteshaus in den Bann ziehen.
Im Jahr 2012 erhielt der Mindener Dom seinen Vierungsturm wieder - nach 67 Jahren. Denn im März 1945 – kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs - wurde der Dom, wie weite Teile der Innenstadt, bei einem Bombenangriff fast völlig zerstört. Erst im Jahr 1957 konnte das Gotteshaus wieder geweiht werden.
Bestimmt der Dom auch das gesamte Quartier, so sind die umstehenden Gebäude nicht weniger betrachtenswert. Beispielsweise der alte bischöfliche Hof am Übergang vom Kleinen Domhof zum Großen Domhof, in dem heute Teile der Stadtverwaltung residieren.
Denn Minden war über viele Jahrhunderte ein römisch-katholisches Bistum, das um 800 ausgerufen wurde. In der Reformation im 16. Jahrhundert näherte es sich der protestantischen Lehre an und wurde 1648 aufgehoben. Als weltliches Herrschaftsgebiet der Mindener Bischöfe bestand daneben das Hochstift Minden, das 1648 mit dem Ende des Bistums säkularisiert wurde und als Fürstentum Minden an Brandenburg-Preußen fiel.
1669 zogen preußische Beamte in den Bischofssitz ein und kümmerten sich von dort aus um die Belange des Fürstentums Minden. 1842 wurde das Gebäude allerdings durch einen Brand stark beschädigt. Landläufig wird der Komplex heute auch als „Alte Regierung" bezeichnet.
Ein paar Schritte weiter steht vor dem ehemaligen Bischofshof eine Siegessäule zur Feier der preußischen Siege im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 und dem Deutsch-Deutschen Krieg von 1866 und zum Gedenken an die Gefallenen aus dem Regierungsbezirk Minden. Das Denkmal wird gekrönt durch einen preußischen Adler aus Bronze. Am Säulenfuß sind Bronzeplatten mit den Gefallenen der Kriege angebracht. Seitlich der Säule sind Kanonenrohre aufgestellt. Das Denkmal wurde 1868 eingeweiht und 1997 und 2014 restauriert.
Gleich am Parkplatz Großer Domhof steht die Hauptpost. Das unter Denkmalschutz stehende große Gebäude wird heute weitgehend als Wohnhaus genutzt, nachdem die Post sich im Laufe der Jahrzehnte an diesem Standort immer mehr verkleinerte.
Und jetzt erholen Sie sich am besten erst einmal ein wenig in einem der Cafés, die Sie hier ganz in der Nähe am Markt oder in der Bäckerstraße finden.
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