Was sich heute als freundliche, breite Fußgängerzone mit Platanen zeigt, war früher einmal eine enge Straßenschlucht mit schmalen Wohnhäusern und nannte sich Scharn- und Hohnstraße. Das Wort Scharn geht auf die mittelalterlichen Fleischbänke zurück, die Scharne genannt wurden und auf denen die Schlachter ihre Waren anboten.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die mittelalterlichen Häuser bei Bombenangriffen zerstört, nur wenige Mauern blieben stehen. Es entstand in den 1950er- und 1960er-Jahren der neue Stadtkern. Anfang der 1970er-Jahre folgte die Fußgängerzone. Bis dahin konnten Autos noch die gesamte Innenstadt befahren. Früher führte auch eine Straßenbahn durch die City.
Prägend für den Scharn wurde in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends der Neubau der Galerie Hagemeyer, der sich mit seinem transparenten Äußeren an das historische Weserrenaissance-Gebäude des Familienunternehmens anschließt. Ab 2015 wurde zudem die Fußgängerzone in diesem Bereich neugestaltet.
Der Markt mit seinen Bürgerhäusern auf der Westseite, dem historischen Rathaus auf der Nord-Ost-Ecke und dem Haus Schmieding auf der Südseite bildet einen Treffpunkt für Jung und Alt. Viele Bistros und Cafés laden zum Verweilen ein. Zudem ist der Markt ein zentraler Veranstaltungsort, wenn beispielsweise weltweit bekannte Jazz-Größen bei der Jazz-Summer-Night auftreten.
Sofort ins Auge fällt auf diesem Platz das Haus Schmieding. Das 1909 von dem Kaufmann Hermann Schmieding errichtete Gebäude mit seiner malerischen Fachwerkfassade ist ein typisches Beispiel für die historistische Architektur, die ihre Formen aus Baustilen vergangener Epochen schöpfte und ab dem 19. Jahrhundert aufgenommen wurde. Bei diesem Gebäude ist es die nordische Renaissance, auf die durch die Fachwerkgliederung, den vorragenden Erker und das sehr steile Dach Bezug genommen wird. Auch die reichen Pflanzenornamente weisen auf die Renaissance zurück, zeigen aber gleichzeitig deutliche Jugendstileinflüsse. Das Schmieding-Haus ähnelt übrigens dem Knochenhaueramtshaus in Hildesheim, was kein Zufall ist ...
Über dem Erdgeschoss zeigt ein Fries in scherenschnittartiger Ausführung Bilder aus der Mindener Geschichte: Widukinds Taufe bei Minden 785, die Hochzeit Heinrich des Löwen mit der englischen Königstochter Mathilde im Mindener Dom 1168, der Besuch Kaiser Karls IV. 1377, die Reformation 1529, die Belagerung der Stadt durch die Schweden 1633, der Besuch des Großen Kurfürsten 1673, eine preußische Ballszene von 1780, die französische Zeit 1806, die Eröffnung der Köln-Mindener Eisenbahn 1847 und die Zeit der Moderne mit Auto, Rad und Zeppelin 1909.
Im Haus Schmieding lockt seit 2010 viermal täglich ein Figurenspiel mit Herzog Widukind und Kaiser Karl dem Großen, die sich die Hand geben und mit dem Schwur „Diese Burg soll nun min unde din sin“ der Stadt Minden dieser Sage nach ihren Namen gaben: min unde din = Minden.
Doch werfen Sie nun vom Haus Schmeding aus einmal einen Blick auf die gegenüber liegende Markt-Seite mit dem historischen Rathaus. Der Sandstein-Bau geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Aus dieser Zeit weitgehend erhalten geblieben ist der Laubengang.
Am 28. März 1945 wurde das alte Rathaus durch alliierte Bomben fast völlig zerstört. Zwei Jahre später beschließt die Politik, das Gebäude wieder aufzubauen. Mit den Planungen beauftragt wird der Architekt Werner March, der 1949 ein erstes Konzept vorlegt. March war ein von den Nationalsozialisten hoch dekorierter Architekt, der die Pläne für das Berliner Olympiastadion entwarf und sich später in Minden niederließ.
Werner March wird nicht nur für den Wiederaufbau des Rathauses herangezogen, sondern unter anderem auch mit dem Wiederaufbau des Domes, des Marienstifts und der Vorhalle der Martinikirche beauftragt. Auch für den Aufbau der Berliner Gedächtniskirche zeigt er verantwortlich.
Im September 1955 wird das neue „alte Rathaus“ wieder eingeweiht. Tausende Menschen drängen sich auf dem Markt, um den Festakt mitzuerleben. Heute sind hinter den Sandsteinmauern, die Anfand der 2020er-Jahre aufwendig saniert und restauriert wurden, der Kleine und der Große Rathaussaal sowie einige wenige Büros zu finden. Der Kleine Rathaussaal mit seinem historischen Kamin, der nur ein Schaukamin ist, dient als Trauungssaal.
Nach Osten zum Kleinen Domhof hin schließt sich seit Ende der 1970er-Jahre das neue Rathaus an. Entworfen wurde dieses Gebäude vom Architekten Harald Deilmann, der unter anderem auch das New National Theatre in Tokio und gemeinsam mit Günther Grzimek den Altwetterzoo in Münster plante. Heute ist dieser "Deilmann-Bau" ein Denkmal.
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